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Mwangaza und die Geschichte mit dem Zahn

Das ist Mwangaza. Er ist vier Jahre alt. Er hat fünf Schwestern. Mwangazas Mama kommt aus Tansania, sein Papa kommt aus Deutschland. Machachari ist in Tansania geboren. Sie ist die Älteste und geht schon zur Schule. Und dann sind da noch Faraja, Hekelela und Amani. Nanchechela ist erst drei Jahre alt. Sie ist das Küken in der Familie.

Am liebsten klettert Mwangaza auf Bäume. Oder baut in der Sandkiste Brücken aus Steinen.

Manchmal sitzen alle Kinder aus seiner Kindergartengruppe im Kreis. Alle hören zu, wie ein Kind eine Geschichte erzählt. Sie kann selbst erfunden sein oder von etwas handeln, was man schon einmal erlebt hat. Morgen ist Mwangaza dran. Er ist schon ganz aufgeregt, weil er nicht weiß, was er erzählen soll.

Jeden Abend versammelt die Mama von Mwangaza ihre Kinder zum Abendgebet. Das gibt immer ein großes Gerangel und Getobe.

Schließlich beten sie gemeinsam ein tansanisches Kindergebet auf Kiswahili. „Sala ya Watoto wadogo, Mungu mwema nijalie …“ Das ist die Sprache, die man in Tansania spricht, und es bedeutet, dass Gott die Kinder segnen soll.

Aber das Schönste am Abend sind die Geschichten, die Mwangazas Mama immer erzählt.

Sie handeln von ihrer Heimat und von Afrikas größtem Berg, dem Kilimandscharo. Oder von den Elefanten, die dort leben …

Als Mama an diesem Abend die Geschichte beendet hat, sind alle müde. Nur Mwangaza und Amani nicht, die sind noch hellwach.

„So, Kinder, ab unter die Decke, es wird Zeit“, sagt Mama. „Aber du musst uns noch alle durchkneten“, rufen Machachari und Faraja. Ohne das tägliche Durchkneten darf Mama die Tür nicht schließen. Und nach einem ordentlichen Rambazamba wird endlich das Licht ausgemacht.

Mwangaza kann nicht einschlafen. Unruhig dreht er sich in seinem Bett hin und her. Was soll er nur morgen im Kindergarten erzählen? Er hat noch keine Idee. Nur ein komisches Gefühl im Bauch.

Mwangaza krabbelt aus dem Bett und schleicht aus dem Zimmer.

„Mama, ich hab Bauchweh“, sagt er, als er in der Wohnzimmertür steht.

Mama nimmt ihn in den Arm. Papa schaltet den Fernseher aus. Beide haben schon eine Ahnung, warum er nicht schlafen kann.

„Du brauchst keine Angst vor morgen zu haben“, versucht seine Mutter ihn zu beruhigen. „Es ist gar nicht so schwer, eine Geschichte zu erzählen. Denk doch an all die aufregenden Sachen, die du mit deinen Schwestern erlebst.“

Wieder geht die Wohnzimmertür auf.

Jetzt steht Mwangazas große Schwester Amani im Zimmer. „Mama, Papa, seht mal! Mein Zahn ist rausgefallen, seht doch mal!“, ruft sie ganz aufgeregt.

Stolz zeigt Amani den kleinen Zahn und tanzt immer wieder im Wohnzimmer umher.

Von dem Lärm werden alle wach und plötzlich tummeln sich auch die anderen Geschwister im Wohnzimmer.

„Da heute wohl keiner von euch schlafen kann, machen wir mal eine Ausnahme“, lachen die Eltern. „Zieht euch was an, wir gehen in den Garten“, sagt Papa.

Und unter großem Geschrei stürmen Mwangaza und seine Schwestern nach draußen.

„Und jetzt singen wir das Lied, das wir immer singen, wenn bei einem von euch ein Zahn herausgefallen ist. So wie es die Kinder in Tansania tun“, sagt Mama. „Wenn wir damit fertig sind, werfen wir den ausgefallenen Zahn aufs Dach.“

Lautstark stimmen die Kinder in das Lied vom Raben ein. Rabe heißt in Tansania Kunguru. Man sagt, dass er den Zahn vom Dach holt und später dafür einen viel stabileren bringt.

Als sie das Lied zu Ende gesungen haben, nimmt Mama Amani in den Arm und knuddelt sie. „Freu dich, Amani. Wenn morgen der Tag erwacht, wird der Kunguru deinen Zahn schon vom Dach geholt haben. Später wird er dir einen neuen und viel schöneren Zahn bringen. Den du aber immer gut putzen musst.“

„Und du, Mwangaza“, sagt Mama. „Jetzt hast du doch eine schöne Geschichte, die du morgen im Kindergarten erzählen kannst.“

„Oh ja“, freut sich Mwangaza. Sein Bauchweh war schon längst weg.

„Ihr braucht mich auch nicht mehr ins Bett zu bringen“, sagt Mwangaza ganz stolz. „Ich bin schon groß und kann das allein. Denn ich kann auch schon ganz alleine eine Geschichte im Kindergarten erzählen.“

Zufrieden kuschelt er sich unter seine Decke.



Das Lied vom Raben auf Kiswahili


Kunguru, Kunguru nipe Jino

Karibu, karibu nalipata Jino,

Kunguru asante, Kunguru asante,

Nipe, Kunguru asante Kunguru asante

Kunguru, nipe


Rabe, Rabe, bring mir einen neuen Zahn.

Bald, bald krieg ich einen neuen Zahn,

Willkommen, willkommen, mein neuer Zahn.

Rabe, danke, Rabe, danke

Gib mir, Rabe danke Rabe danke Rabe.

Ende der Geschichte! Hab einen spannenden Tag!

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