Für immer beste Freundinnen

Eine Geschichte von Anne Ameling mit Illustrationen von Elias Linnekuhl, erschienen bei ellermann im Dressler Verlag.

Caros Bauch kribbelt vor Aufregung.

„Wie lange müssen wir noch fahren?“, fragt sie Mama nun zum mindestens zwanzigsten Mal.

Mama setzt den Blinker und lenkt rechts in die Autobahnausfahrt.

„Gleich sind wir da. Noch zehn Minuten, sagt das Navi“, antwortet sie fröhlich.

Zehn Minuten, und dann sieht Caro endlich Lotte wieder! Lotte ist ihre allerbeste Freundin. Sie kennen sich schon, seit sie Babys waren. Sie haben zusammen ihren ersten Tag in der Kita gemeistert, sind auf die höchsten Bäume geklettert und mit den Fahrrädern den Todeshügel hinuntergesaust.

Aber vor drei Monaten ist Lotte weggezogen, weil ihre Mama eine neue Arbeit hat. Caro und Lotte waren furchtbar traurig. Zum Glück sind ihre Mamas auch Freundinnen.

„In drei Monaten sind Osterferien, da fahren wir die zwei besuchen“, hat Caros Mama versprochen.

Und jetzt ist es endlich so weit: Eine ganze Woche können Caro und Lotte nun miteinander verbringen! Caro freut sich darauf, doch sie hat auch Angst. Immerhin hat sie Lotte nun so lange nicht gesehen. Ein paarmal haben sie telefoniert und viel Quatsch gemacht am Telefon. Nur was, wenn Lotte jetzt neue Freundinnen hat? Oder ganz andere Sachen spielen will als sonst?

Schließlich stehen sie nach zehn extralangen Minuten vor Lottes Haustür.

„Na los, klingel mal“, sagt Mama.

Zögernd drückt Caro auf den Klingelknopf.

Sofort poltert es lautstark auf der anderen Seite, und die Haustür wird mit einem Ruck aufgerissen.

Lotte steht breit lächelnd vor ihnen. Sie hat jetzt kurze Haare. Das sieht ungewohnt aus.

„Caro! Ich hab’ den ganzen Morgen gewartet, du musst unbedingt mein neues Zimmer sehen, es ist doppelt so groß wie das alte“, quasselt Lotte drauflos und zieht Caro ins Haus und die Treppe hoch.

Lottes neues Zimmer ist toll. Die Tapete ist himmelblau, und sie hat ein Hochbett.

„Wie findest du es?“, fragt sie stolz.

„Das ist schön“, sagt Caro.

An der Wand hängt ein Foto mit vielen Kindern drauf.

„Das ist meine neue Kindergartengruppe. Das da sind Ole und Lina, mit denen spiele ich immer“, erzählt Lotte. „Die anderen sind auch ganz nett.“

Caro hat einen Kloß im Hals. Bestimmt findet Lotte alles viel toller hier. Ob Lina jetzt ihre beste Freundin ist?

Lotte zupft an Caros Ärmel. „Guck nicht so! Komm mal mit auf mein Bett!“

Die beiden klettern auf das Hochbett. Am Kopfende hängen ganz viele Rahmen mit Fotos: Caro und Lotte an ihrem ersten Kindergartentag, Caro und Lotte mit Lottes neuem Fahrrad, Caro mit bemaltem Gipsarm, Caro und Lotte beim Ponyreiten.

„Ohne dich ist es manchmal ganz schön doof hier“, sagt Lotte. „Dann guck ich mir die Fotos an.“

Und da merkt Caro, wie dumm sie ist! Lotte ist doch immer noch Lotte.

„Gibt’s hier auch Kletterbäume?“, fragt Caro.

„Klar, und ich muss dir alle zeigen! Und Lina und Ole musst du auch unbedingt kennenlernen, wir können alle zusammen spielen“, ruft Lotte. „Und wir schlafen beide hier im Hochbett. Das wird eine super Woche!“

Da lacht Caro los, schmeißt ein Kissen auf Lotte und ruft: „Wir sind für immer beste Freundinnen, oder, Lotte?“

„Was denn sonst?“, sagt Lotte kichernd und wirft das Kissen zurück.

Und plötzlich fühlt sich alles wieder genauso an wie immer.