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Mozart & Robinson und der gefährliche Schiffbruch

Eine Geschichte von Gundi Herget mit Illustrationen von Nikolai Renger, erschienen bei Magellan.

Im Haus neben dem Feld lebt Mozart Hausmaus.

Er hört gern Musik, schaut Fernsehen und aus dem Fenster.

Am allerliebsten aber sitzt er auf dem Sofa und liest in einem Buch.

Manchmal geht er auch nach draußen. Wegen Robinson.

Auf dem Feld neben dem Haus lebt Robinson Feldmaus.

Er lauscht gern den Vögeln und schaut den Bienen und Käfern zu.

Am allerliebsten aber liegt er in der Wiese und liest in den Wolken.

Manchmal geht er auch ins Haus.

Wegen Mozart.

So wie heute.

Heute regnet es in dicken Tropfen.

Robinson ist langweilig.

Er läuft zum Hausmaushaus und klopft an die Tür.

„Was machst du gerade?“, fragt er, als Mozart öffnet.

„Ich lese“, antwortet Mozart.

„Zeig mal.“ Robinson schlüpft ins Haus.

„Was steht da?“, fragt Robinson.

„Robinson Crusoe“, sagt Mozart. „Moment mal, der heißt ja –“

„– wie ich!“ Robinson ist begeistert. „Und was macht der so?“

„Sein Schiff geht unter, und er strandet auf einer einsamen Insel“, erklärt Mozart. „Ein großes Abenteuer.“

„Toll!“, sagt Robinson. „So was will ich auch! Können wir ein Schiff bauen?“

„Nein„, sagt Mozart. „Ich will jetzt lesen.“

„Ich will aber Abenteuer!“, ruft Robinson.

Mozart klopft auf das Buch. „Ich hab genug Abenteuer hier drin.“

Robinson rümpft die Nase. „Das ist doch kein Abenteuer!“

Mozart zieht eine Augenbraue hoch. „Woher willst du das wissen? Du kannst doch gar nicht lesen.“

„Na und? Das weiß ich auch so, dass das langweilig ist!“

„Das ist spannend!„– „Langweilig!“ – „Spannend!“ – „Langweilig!“

Da hört der Regen auf. Die Wolken reißen auf, und ein Sonnenstrahl fällt genau ins Zimmer.

„Los“, drängelt Robinson. „Lass uns ein Boot bauen.“

Mozart wirft einen Blick aus dem Fenster. Draußen glitzern Wassertropfen. Die Sonne leuchtet.

„Meinetwegen“, seufzt Mozart. Er schiebt ein großes Buch aus dem Regal und blättert Seite um Seite um. Neugierig schaut Robinson ihm über die Schulter.

„Wir brauchen eine Schere, drei Korken, einen Zahnstocher, Gummibänder und ein Stück Stoff “, zählt Mozart auf. Sie sausen durchs Haus, um alles zusammenzutragen.

„Und jetzt?“, fragt Robinson.

„Tun wir, was ich sage“, antwortet Mozart.

„Erstens: Korken mit Gummi bändern zusammenbinden.“

Sie legen die Korken nebeneinander und binden sie mit den Gummibändern zusammen.

„Zweitens: Zahnstocher in den mittleren Korken stecken.“

Sie stecken den Zahnstocher in den Korken.

„Drittens: Segel ausschneiden.“

So geht das immer weiter, bis Mozart ruft:

„Fertig!“

„Hurra“, sagt Robinson.

„Und jetzt?“, fragt Mozart.

„Gehen wir auf Abenteuerfahrt“, ruft Robinson.

Mozart und Robinson tragen das Boot ins Freie. Vor dem Haus ist ein wilder Bach. Robinson schiebt das Boot aufs Wasser und hält es mit der Pfote fest. „Los!“, ruft er, springt an Bord und zieht Mozart mit sich.

Hui!, schießen sie über das Wasser.

Ein Wind kommt auf, das Segel bläht sich. Das Boot wird noch schneller.

Plötzlich kommt etwas näher.

„Hurra!“, schreit Robinson. „Ich bin Robinson!“

Rums!, knallt das Boot gegen etwas Hartes, und sie werden durch die Luft geschleudert.

„Abenteueeeeer!“, ruft Robinson.

Sie landen – plumps! – recht fest auf ihren Mäusepopos.

„Auaaaaa!“, ruft Mozart.

Sie rappeln sich auf und sehen sich um.

Überall Wasser. Das andere Ufer ist sehr weit weg.

Mozart springt am Wasser herum und regt sich gehörig auf. Tippt den Zeh ins Wasser – eiskalt!

Stochert mit einem Stecken – total tief! Herrje und ojemine! Mozart rauft sich den Schopf.

Wie sollen sie hier jemals wieder wegkommen? Sie werden elend verhungern!

„Werden wir nicht“, sagt Robinson.

„Aber was machen wir denn jetzt?“, schimpft Mozart.

„Wir spielen Robinson!“, erklärt Robinson.

„Wie soll das denn gehen?“, motzt Mozart.

„Weiß ich doch nicht“, sagt Robinson.

„Du hast das Buch gelesen, nicht ich.“

Mozart verdreht die Augen.

„Also gut“, seufzt Mozart. „Wir müssen eine Hütte bauen.“

Robinson saust los, kommt mit Stöckchen und Blättern zurück und baut eine Hütte.

(Na ja, so etwas Ähnliches wie eine Hütte.)

„Und jetzt?“

„Brauchen wir Vorräte.“

Robinson saust los und kommt mit Walderdbeeren und Kleeblüten zurück.

„Und jetzt?“

„Warten wir, bis ein Schiff vorbeikommt.“

Robinson kratzt sich am Kopf. „Wie soll denn hier ein Schiff vorbeikommen?“

„Weiß ich doch nicht. Ich hab nur das Buch gelesen“, schnaubt Mozart.

Robinson verdreht die Augen und schleppt noch zwei große Blätter herbei.

Als Hängematten. Sie legen sich hinein und lassen sich vom Wind schaukeln.

Das ist so gemütlich, dass sie einschlafen.

Als sie wieder aufwachen, sehen sie – Land.

„Nanu!“ Mozart reißt die Augen auf. „Wo ist denn das Wasser hin?“

„Pssst„, zischt Robinson. „Katze!“

Die Katze schaut genau zu ihnen herüber.

Sie leckt sich das Maul, und ihr Schwanz zuckt.

„Nichts wie weg!“, ruft Robinson und packt Mozarts Hand.

Die Katze macht einen Satz über den Schlamm.

Mozart und Robinson machen einen Satz in den Schlamm.

Der spritzt nur so nach allen Seiten und der Katze genau ins Auge.

Die faucht wütend, bleibt stehen und reibt mit der Pfote in ihrem Gesicht herum.

Mozart und Robinson rennen und rennen, bis sie japsend und keuchend vorm Hausmaushaus angekommen sind.

„Die haben wir abgehängt!“, jubelt Robinson und haut Mozart auf die Schulter.

„Komm“, sagt Mozart. „Wir gehen rein. Aber erst Füße abputzen.“

Robinson putzt sich ein bisschen die Füße ab.

„Gründlicher“, sagt Mozart.

Robinson putzt sich ein bisschen mehr die Füße ab.

„Noch gründlicher“, sagt Mozart.

„Pfffft“, macht Robinson und kickt ein bisschen Dreck in Mozarts Richtung.

„Und jetzt?“, fragt Robinson.

„Lesen wir ein Abenteuer“, sagt Mozart und zieht Robinson neben sich auf das Sofa. Dann liest er ihm vor, und langweilig ist das überhaupt nicht.

Ende der Geschichte! Hab einen spannenden Tag!

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