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Der Sternenmann

Auf einem winzig kleinen Planeten, in einer weit entfernten Galaxie, steht das kleine Häuschen vom Sternenmann.

Tagsüber schläft der Sternenmann. Aber sobald es dunkel wird, steht der kleine Mann auf und macht sich bereit, die Sterne zum Leuchten zu bringen und am Abendhimmel zu verteilen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das eine sehr wichtige und anstrengende Aufgabe ist. Und so fällt er am Morgen nach getaner Arbeit erschöpft in sein Bett und schläft den ganzen Tag, um Kräfte für die nächste Nacht zu sammeln.

Wie jeden Abend nach Sonnenuntergang macht sich der Sternenmann auch heute wieder an die Arbeit.

Vorsichtig nimmt er einen Stern nach dem anderen in seine Hände, haucht ihn an und flüstert:

„Leuchte, mein Freund,

gib uns Glanz und Schein

und leuchte in all die Kinderzimmer rein!“

Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, beginnen die Sterne so hell zu funkeln, wie sie nur können. Manchmal muss der Sternenmann sogar seine Augen zumachen, weil ihn die Sterne blenden.

Danach wirft er sie in alle Himmelsrichtungen. Manche so weit er kann, manche ganz nah. So findet schließlich jeder Stern seinen Platz und endlich strahlt auch der letzte Stern am Himmel.

Zufrieden setzt sich der Sternenmann in seinen Schaukelstuhl auf der Veranda und schaut allen seinen Sterne noch eine Weile beim Leuchten zu.

Allen Sternen? Moment mal. Da fehlt doch einer! Der kleinste von allen ist nirgends zu sehen. Sofort macht sich der Sternenmann auf den Weg, um den kleinen Stern zu suchen.

Als erstes kommt er am Haus vom Sandmann vorbei.

„Hallo Sandmann“, sagt der Sternenmann, „ich suche den kleinen Stern. Weißt du vielleicht, wo er ist?“

„Leider nein.“ Der Sandmann gähnt. „Auch wenn ich mich immer freue, wenn ich den kleinen Stern sehe. Aber ich war so sehr damit beschäftigt, den Kindern ihre Träume zu bringen!“, sagt der Sandmann und gähnt noch einmal ganz lange. „Ich wünsch dir viel Glück bei der Suche! Gute Nacht, Sternenmann.“

„Gute Nacht,“ erwidert der Sternenmann und macht sich weiter auf den Weg.

Als Nächstes erreicht er den Mondmann.

„Hallo Mondmann!“, ruft er gleich. Hast du vielleicht den kleinen Stern gesehen? Ich kann ihn nirgends finden. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen.“

„Den kleinen Stern? Den mag ich ganz besonders. Aber gesehen habe ich ihn leider nicht,“ sagt der Mondmann. „Und nun muss ich weiterleuchten. Viel Glück noch bei deiner Suche! Gute Nacht.“

„Gute Nacht“, erwidert der Sternenmann höflich und fliegt traurig davon.

Plötzlich saust eine Rakete über seinen Kopf hinweg.

Sofort schöpft der Sternenmann neuen Mut. „Astronauten kommen viel rum. Vielleicht hat er ja was gesehen“, denkt er sich und winkt der Rakete mit beiden Händen zu. „Hast du vielleicht meinen kleinen Stern gesehen?“, fragt der Sternenmann.

„Ich bin zwar heute schon einmal durchs halbe Universum geflogen“, antwortet die Astronautin, „aber den kleinen Stern habe ich noch nicht gesehen. Dabei mag ich ihn doch ganz besonders gerne! Jetzt muss ich aber schnell weiter. Ich habe noch einen Satelliten zu reparieren. Viel Glück bei deiner Suche! Gute Nacht.“

Und damit schließt sie ihr Fenster und die Rakete verschwindet mit einem mächtigen Feuerstrahl am Horizont. Ratlos schaut der Sternenmann ihr nach.

Auf einmal wird es dem Sternenmann ganz warm. Es ist, als ob ihn jemand in eine weiche Decke eingehüllt hat. Langsam dreht er sich um, und schaut genau der Sonne ins Gesicht, die gerade aufgegangen ist. Diese freut sich über Gesellschaft so früh am Morgen, bedeckt den Sternenmann mit ihren warmen Strahlen und lächelt ihn freundlich an.

„Hallo Sternenmann, so früh noch wach?“

„Guten Morgen, liebe Sonne“, sagt der Sternenmann. „Ich kann meinen kleinen Stern nirgends finden. Die ganze Nacht habe ich ihn schon gesucht. Weißt du vielleicht, wo er steckt?“

„Ach, der kleine Stern...“, schwärmt die Sonne, „aber nein, den habe ich nicht gesehen. Ich hoffe, du findest ihn bald! Jetzt muss ich meine Strahlen auf die Erde legen, damit die Blumen blühen und die Kinder spielen und im Wasser planschen können. Guten Tag, lieber Sternenmann.“

„Guten Tag, liebe Sonne“, erwidert der Sternenmann traurig und macht sich auf den Weg nach Hause.

Mit hängendem Kopf und schrecklich müde kommt der Sternenmann schließlich an seinem Häuschen an. Überall hat er den kleinen Stern gesucht und nirgends konnte er ihn finden.

Und wie er da so in seinem Bett liegt und an die Decke starrt, flüstert er leise: „Guten Tag, kleiner Stern. Und träum was Schönes. Wo immer du auch sein magst.“

Da fällt ihm plötzlich etwas unter seinem Bettchen auf. Was flackert denn da? Das ist doch …

Tatsächlich! Der kleine Stern, den er so lange verzweifelt gesucht hat.

„Kleiner Stern, da bist du ja. Ich hab dich überall gesucht und nirgends konnte ich dich finden. Was machst du denn unter meinem Bettchen?“

„Alle anderen Sterne lachen immer über mich, weil ich nicht so groß und so hell bin, wie sie. Ich bleibe von jetzt an für immer hier“, schluchzt der kleine Stern.

„Ach, kleiner Stern. Ich verrat dir jetzt ein Geheimnis: Jedes Mal, wenn ein Kind nicht schlafen kann, kann es zu den Sternen herauf sehen und sich wieder geborgen fühlen. Und weil jedes Kind anders ist, sucht sich jedes seinen eigenen Lieblingsstern aus. Manche mögen große Sterne, die hell leuchten. Andere viel lieber kleine Sterne, die sich nicht so in den Vordergrund drängen und die anders aussehen, als der Rest. Und wenn die anderen Sterne über dich lachen, dann nur, weil sie das ganz genau wissen und dich eigentlich beneiden. Wenn wir alle gleich wären, wäre das doch wirklich langweilig.“

„Ich glaube nicht, dass mich irgendjemand schon mal bemerkt hat, so klein, wie ich bin“, erwidert der kleine Stern traurig.

„Das stimmt nicht, kleiner Stern. Auf meiner Suche nach dir haben mir alle gesagt, wie sehr sie dich mögen!“

„Wirklich?“

„Großes Sternenmann-Ehrenwort!“

Der kleine Stern wischt sich die Tränchen aus den Augen und sagt lächelnd, „also, wenn das so ist ...“

Am nächsten Abend macht dem Sternenmann seine Arbeit besonders viel Freude. Alle Sterne leuchten, so hell sie können, am Himmel.

Als der Sternenmann nach getaner Arbeit schließlich zu Hause ankommt, setzt er sich zufrieden in seinen Schaukelstuhl auf der Veranda und betrachtet den Himmel. Ein Stern scheint heute viel heller zu funkeln, als die anderen. Der Sternenmann reibt sich die Augen, und sieht noch einmal ganz genau hin. Da erkennt er den kleinen Stern, dem er heute einen ganz besonders guten Platz gegeben hat.

Mit stolzgeschwellter Brust strahlt der kleine Stern wie noch nie ...

Ende der Geschichte! Hab einen spannenden Tag!

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