Eine Geschichte von Sandra Grimm und Katharina E. Volk mit Illustrationen von Anna Marshall, erschienen bei arsEdition.
Mats kletterte die Strickleiter zu seinem Baumhaus hoch.
Gestern hatte er mit Papa ein Türschild aus Holz ausgesägt und angemalt: eine goldene Krone, auf der sein Name stand. Dann hatten sie das Schild an den Eingang des Baumhauses genagelt.
Mats hatte eine Krone gewollt, weil er fand, dass sein Baumhaus wie ein Schloss aussah. Er fühlte sich wie ein König.
„Diener, bring mir was zu essen!“, befahl Mats seinem Papa.
„Wie war das?“, fragte Papa nach.
„BITTE“, sagte Mats sehr deutlich.
Papa lachte. „Ja, ich sehe mal nach, was ich finde.“ Er verschwand im Haus.
Mats krabbelte ins Baumhaus hinein. Er hatte es sich gemütlich eingerichtet: mit Kissen, einem Tischchen, Büchern und … „Ein Hase“, rief Mats erstaunt.
Auf dem Tischchen lag ein kleiner Stoffhase.
„Wo kommt der denn her?“
Plötzlich knackte es über ihm.
Mats sah aus dem kleinen Fenster. Auf dem Dach des Baumhauses saß ein fremder Junge!
„Wer bist du denn?“, fragte Mats überrascht.
„Ich bin Georg“, erklärte der Junge hastig. „Ich habe dich gestern beobachtet. Und wollte nur einmal vorbeischauen. Ich gehe auch schon wieder.“
Er begann hinabzuklettern.
„Nein, bleib doch“, rief Mats. „Hier ist Platz für zwei. Ist das eigentlich dein Hase?“
Georg nickte.
„Außerdem haben wir einen Diener“, sagte Mats und grinste. „Da kommt er gerade über den Rasen gelaufen. Du darfst das Seil runterlassen.“
Er gab Georg das Seil mit dem Korb. Langsam ließ Georg es hinunter.
Sie hörten, wie Papa vor sich hin murmelte: „Das kann ja heiter werden. Jetzt muss ich den kleinen König Mats immer bedienen. Vermutlich Tag und Nacht. Ob ich überhaupt noch schlafen kann?„ Dann rief er: „Hochziehen!“
Georg zog das Seil hinauf.
Geschickt nahm Mats den Korb.
„Ein Brot mit Käse, ein Trinkpäckchen, ein Stück Schokolade.“ Er schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.
„Verehrter Diener, wie sollen von diesen Sachen zwei Könige satt werden?“
Papa schaute nach oben. „Zwei?“, fragte er verwirrt.
„Na klar“, rief Mats. „König Georg und König Mats.“
Nun streckte auch Georg seinen Kopf zum Fenster raus.
Papa schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Ach du meine Güte, zwei Könige! Das wird ja immer anstrengender! Nein, nein, nein, was bin ich nur für ein armer Tropf.“
Mit schlurfenden Schritten tapste er zum Haus zurück.
Georg lachte. „Ist dein Papa immer so lustig?“ Mats nickte.
„Ich habe eine Idee“, sagte Georg. „Wir spannen ein Seil bis rüber in unseren Garten. Wir sind nämlich in das Haus neben euch eingezogen. Dann kann mein Papa auch mal was in den Korb legen und deiner hat frei!“
Unten jubelte Mats’ Papa. „Ja! Frei!“
Mats kicherte.
„Toll, dass du jetzt neben uns wohnst. Das wurde auch mal Zeit, dass jemand Nettes herzieht.“ Georg strahlte.
„Diener, du darfst gehen, wir essen jetzt!“, rief er hinunter.
Papa klatschte in die Hände. „Was für ein netter König. Das werden herrliche Zeiten!“
Während er davonstapfte, lachten Mats und Georg sich kringelig.
Ja wirklich, das würden herrliche Zeiten werden!
Du hast für diese Geschichte auf diesem Gerät ein Lesezeichen gesetzt. Wenn du sie das nächste Mal öffnest, kannst du an der markierten Stelle fortfahren.
ok, verstanden