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Huda bekommt ein Brüderchen

Das ist Huda. Sie ist fünf Jahre alt und geht noch in den Kindergarten.

* „Ich bin Huda“

Huda ist in Deutschland geboren, aber ihre Eltern kommen aus Syrien. Dort spricht man Arabisch. Ein wenig kann Huda auch die Sprache sprechen.

Hudas Oma lebt in Damaskus.

Vor zwei Tagen ist sie nach Deutschland gekommen. Huda hat nämlich ein Brüderchen bekommen. Er heißt Saad, das bedeutet Glück.

Oma wollte unbedingt bei der Familie sein, wenn das Baby geboren wird, und Hudas Mama helfen. Sie hat viel Erfahrung, denn sie hat selbst sechs Kinder auf die Welt gebracht.

Huda freut sich immer sehr, wenn Oma zu Besuch kommt.

Sie hat viele Geschenke mitgebracht. Große Dosen mit leckeren Süßigkeiten, Butterkekse, gefüllt mit Pistazien, kleine Nester aus Fadennudeln mit Pistazien und Blätterteigstückchen mit Pinienkernen und Datteln.

Heute können sie Mama und das Baby endlich aus dem Krankenhaus abholen. Huda ist sehr aufgeregt und schon früh aufgewacht. Sie braucht heute nicht in den Kindergarten. Papa ist schon angezogen, als Huda in die Küche kommt.

„Guten Morgen, mein Schatz. Ich habe dir Frühstück gemacht. Wir haben noch Zeit. Iss in Ruhe, dann gehen wir ins Krankenhaus und holen Mama und deinen Bruder ab“, sagt er.

Im Krankenhaus wartet Mama schon auf Huda und Papa. Sie nimmt Huda ganz fest in die Arme und gibt ihr einen dicken Kuss.

„Zeig mir mal mein Brüderchen!“, bittet Huda ungeduldig. „Och, ist der süß! Und er hat so viele schwarze Haare! Nicht so wie der Bruder von Rita. Der hatte überhaupt keine Haare. Darf ich ihn mal auf den Arm nehmen?“

„Nein, er schläft jetzt. Jetzt lass uns erst einmal zurück zur Oma fahren“, sagt Papa. „Sie kann es sicher auch kaum erwarten, dein Brüderchen zu sehen.“

Zu Hause hat Oma den Tisch in der Küche mit Süßigkeiten gedeckt. Sie hat Tee gekocht und in der ganzen Wohnung ist ein besonderer Duft.

„Was riecht hier so anders?“, fragt Huda.

„Das ist Weihrauch“, erklärt Oma. „Damit Gott uns Glück schenkt.“

Mama setzt sich im Wohnzimmer aufs Sofa und stillt erst einmal das Baby. Huda geht so lange in ihr Zimmer und spielt mit ihrer Puppe Jasmin.

„Komm mal her, Huda“, ruft Oma.

Das Brüderchen ist eingeschlafen. Oma deckt ihn mit einer schönen Decke, die sie aus Damaskus mitgebracht hat, zu. Eine schöne Decke, ganz weich und mit Blumen und bunten Vögeln bestickt.

„Was steht da drauf, Oma?“, fragt Huda.

„Noom al Hana“, sagt die Oma.

„Das ist Arabisch und bedeutet ‚Geruhsamer Schlaf’“, erklärt Mama.

„Genau wie auf meiner Decke, die du mir damals mitgebracht hast. Aber die ist jetzt viel zu klein für mich. Nun gehört sie meiner Puppe Jasmin.“

Oma streut ein wenig Salz auf den Boden, damit alles Böse das Haus verlässt. „So machen wir es immer. Das gibt mir das Gefühl, dass alles gut wird“, sagt Oma.

Dann holt sie aus einer kleinen Tasche einen Anhänger aus Gold hervor, an dem ein kleiner Türkis baumelt. Mit einer kleinen Sicherheitsnadel befestigt sie ihn am Hemdchen von Hudas Brüderchen.

„Was ist denn das?“, fragt Huda neugierig.

„Du hast auch so etwas bekommen, als du noch ein Baby warst“, sagt Oma. „Dieser Stein wird deinen Bruder in Zukunft vor allen bösen Blicken schützen.“

„Was sind denn das, die bösen Blicke, Mama?“

„In Syrien fürchten die Leute, dass der Besuch das Baby zu lange anschauen könnte. Deshalb glaubt Oma, dass diese Blicke deinem Brüderchen dann vielleicht Unglück bringen“, erklärt Mama sanft.

Als Papa am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, will Oma vor dem Abendessen unbedingt noch ein Gebet sprechen. „Das ist für deinen kleinen Bruder, Huda“, sagt sie.

Die Familie setzt sich im Wohnzimmer im Kreis auf den Boden. Huda freut sich. „Toll, so was machen wir auch im Kindergarten.“

Oma nimmt das Baby auf den Arm und flüstert ihm ins rechte Ohr: „Aschhadu la ilah illa Allah. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer dir gibt.“

Papa legt die Hände vor das Gesicht und wiederholt, was Oma gesagt hat. Huda bleibt ganz still und hört genau zu.

„Wofür beten wir denn?“, fragt Huda.

„Dass Allah deinen Bruder, dich, deine Mama und deinen Papa beschützt.“

„Ja, aber dich auch und auch meinen Opa und alle meine Freunde, vor allem Rita und Jonas.“

„Bringst du mich heute in den Kindergarten, Mama? Dann können die anderen mein Brüderchen sehen“, fragt Huda am nächsten Tag.

Oma ist erschrocken: „Man darf den Kleinen doch jetzt noch nicht mit nach draußen nehmen. Er ist doch noch keine sieben Tage alt.“

„Schade“, sagt Huda traurig.

„Na komm, du kannst doch deine Freunde nach dem Kindergarten mit nach Hause bringen“, sagt ihre Oma zum Trost.

Papa holt sie am Nachmittag vom Kindergarten ab. Fünf Kinder kommen mit.

Sie dürfen sogar das Brüderchen auf den Arm nehmen. Mama hat erlaubt, dass sie zuschauen können, wenn sie das Baby wickelt.

Oma gibt allen Kindern ein Päckchen mit Süßigkeiten aus Syrien mit auf den Weg. Mama übersetzt, was sie auf Arabisch sagt: „Das hat euch der kleine Saad mitgebracht.“

Die Kinder kichern und bedanken sich.

Ende der Geschichte! Schlaf schön!

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