Eine Geschichte von Anne Ameling mit Illustrationen von Elias Linnekuhl, erschienen bei ellermann im Dressler Verlag.
Wenn Max und Luke zusammen zum Kindergarten gebracht werden, dann fahren sie immer mit dem Roller um die Wette. Zumindest bis zur Ampelkreuzung, da warten sie dann, bis die Mama oder der Papa, die gerade dabei sind, auch endlich eintrudeln und sagen: „Warum müsst ihr immer Rennen fahren?“
Es ist egal, wer es gerade ist, diesen Satz sagen alle Erwachsenen an genau dieser Stelle. Komisch, oder? Und die Antwort von Max und Luke ist ja wohl glasklar:
„Weil es echt Spaß macht!“
Wenn sie dann im Sandkasten spielen, ruft Luke: „Wetten, ich kann ein tieferes Loch buddeln als du?“
Und schon schaufeln beide, als ginge es darum, einen neuen Weg nach Australien zu finden.
Beim Mittagessen sagt Max: „Ich schaffe mehr Pfannkuchen als du, wetten?“
Und dann essen sie Pfannkuchen, bis sie fast platzen.
Beim Malen wetten sie, wer mehr Tiere auf sein Blatt kriegt.
Wenn ihnen vorgelesen wird, wetten sie vorher heimlich, wer öfter pupsen wird während der Geschichte.
Sie laufen, klettern, springen um die Wette, und mal gewinnt der eine, mal der andere. So muss sich keiner ärgern.
Einmal hat Max sich aber doch geärgert. Da war Lukes Cousin Jimmy zu Besuch. Jimmy ist schon in der Schule und ziemlich anstrengend. Er tut immer ganz groß und schlau. Und Luke will unbedingt, dass Jimmy ihn cool findet. Eigentlich ist das das Schlimmste.
An dem Tag, als Jimmy da war, gab Luke nämlich die ganze Zeit damit an, was er alles besser konnte als Max. Und Max wurde immer trauriger. Plötzlich hatte er keine Lust mehr auf Wettkämpfe.
„Ich kann auch viel schneller rennen als du, Max, oder? Gestern habe ich gegen dich gewonnen“, erzählte Luke.
Jimmy war – wie sowieso meistens – überhaupt nicht beeindruckt.
„Was war das – ein Schneckenrennen?“, fragte er gelangweilt.
„Ja, Schnecke gegen Gepard“, sagte Luke eifrig. „Ich war der Gepard!“
Max stand auf. Ihm reichte es. Er wollte nach Hause.
Da sagte Jimmy: „Wohl eher Schnecke gegen Schildkröte. In Zeitlupe!“
Er lachte meckernd. Und zwar über sie alle beide.
Da platzte Max endgültig der Kragen.
„Ja, genau, Schnecke gegen Schildkröte. Bild dir bloß nichts ein, nur weil du schon Schulkind bist! Luke ist echt schnell und ich auch.“
Luke guckte betreten. Max sah ihn wütend an. Warum sagte er nichts? Erst gab er die ganze Zeit an, und dann ließ er sich alles gefallen! Was war nur los mit ihm?
Jimmy grinste fies. „Hu, dann seid ihr wohl Turboschnecke und Düsenschildkröte, was? Gegen mich braucht ihr gar nicht erst antreten! Ich mach ja Leichtathletik.“
Da ging Luke zu Max herüber und legte ihm den Arm um die Schultern. Jetzt hatte er es endlich kapiert.
„Weißt du was, Jimmy? Manchmal gewinnt die Schnecke bei uns“, sagte er und grinste. „Ich habe einen Vorschlag: Wir treten gegen dich an. Aber im Wikingerschach. Wetten, du verlierst?“
Im Wikingerschach war Max so richtig gut. Er hatte noch nie mit Luke in einem Team gespielt, aber er war sich sicher: Zusammen wären sie nahezu unschlagbar!
Jimmy ließ angeberisch die Fingergelenke knacken.
„Das wollen wir ja mal sehen!“
Was glaubt ihr, wer gewonnen hat?
Am Ende gab es jedenfalls ein großes Eis für alle.
Wetten, das haben sie alle gleich schnell aufgeschleckt?
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