Eine Geschichte von Britta Sabbag und Maite Kelly, mit llustrationen von Joëlle Tourlonias, erscheinen bei arsEdition.
Die kleine Hummel Bommel macht sich bereit für den Insektenkindergarten. Papa Hummel hat den Pollensack schon aufgeschnallt. Mama und Papa Hummel haben es wie immer eilig, zur Arbeit zu kommen. „Wir müssen uns beeilen, Bommel!“
Die kleine Hummel Bommel lässt den Kopf hängen. „Können wir nicht noch eine extra Hummelrunde kuscheln?“
„Später“, erklärt Papa Hummel, „denn jeder hat seine Aufgabe und wir müssen jetzt Blütenpollen sammeln.“
„Auch wenn wir nun losmüssen, vergiss nicht: Wir haben dich lieb!“, sagt Mama Hummel und küsst Bommel auf die Nase.
Papa schließt eilig die Haustür ab und alle drei fliegen winkend davon.
„Oje! Bei all der Hektik habe ich Teddy ganz vergessen!“, ärgert sich Bommel und fliegt ein Stück bis zur nächsten Ecke.
„Wo Ricardo wohl bleibt?“
Überall verabschieden sich die Insektenfamilien vor den Häusern.
„Und nicht, dass du mir Ärger machst“, sagt Wilhelmine Wespe sanft zu Walpurga.
„Ich hab dich lieb.“ Sie gibt ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
„Iiiiiiiiih", macht Walpurga Wespe, „bääääääh!“, und wischt sich den Schmatzer weg.
„Mein kleiner Bino-Binolein, ich hab dich sooooooooooo liiiiiieb!“, verabschiedet sich Beate Biene zuckersüß.
„Ohhhrrr! Hör auf, das ist peinlich“, beschwert sich Bino Biene, verdreht die Augen und schaut sich verstohlen um. „Doch nicht vor den anderen!“
„Lieb haben, lieb haben!“, quiekt Fina Floh ihrer Mutter zu, winkt schnell und hüpft ebenfalls los.
Bommel überlegt laut. „Alle haben sich lieb. Was bedeutet es eigentlich, sich lieb zu haben?“
„Hier entlang!“, dirigiert Paulo Panzerkäfer. Die Insektenkinder stellen sich alle in einer Reihe vor dem gelb-braunen Zebrastreifen auf, nur Raffael Raupe hat nicht richtig zugehört und hüpft vom Gehsteig.
„Halt! Aufgepasst!“, ruft Paulo Panzerkäfer den Ameisenautos zu und zieht das Raupenkind in letzter Sekunde von der Straße.
Bommel denkt: Liebe bedeutet also auf jeden Fall, dass man aufeinander aufpasst.
Gisela Grille ist mit Giorgio Grille zum Picknick verabredet.
Der hat ihr einen bunten Strauß Wiesenblumen mitgebracht.
„Ohhhhoohohohoooo!“, lächelt Gisela verlegen und schnuppert an den Blumen, „das ist aber sehr nett von Ihnen!“
Dann klimpert sie ein paarmal mit ihren schönen Augen.
„Für meine große Liebe!“, sagt Giorgio Grille und nimmt Gisela an die Hand.
Bommel kichert: So süß kann Liebe also auch sein?
„Jetzt muss ich aber wirklich los“, denkt Bommel, „sonst komme ich noch zu spät zum Insektenkindergarten.“
Auf dem Weg dahin kommt Bommel bei Marie Marienkäfer vorbei.
Sie stupst Mario, Marlies, Malou, Marja, Marika, Max und die Zwillinge Mabel und Mabelle einen nach dem anderen an.
„Hört auf zu streiten, ihr Trödelnasen!“, schimpft Marie Marienkäfer laut.
Ungeduldig schüttelt sie den Kopf. „Sie gehen mir manchmal wirklich auf den Honigkeks, aber ich liebe sie trotzdem!“
Bommel staunt: Braucht Liebe manchmal auch eine Portion Geduld?
Maximilian Motte, der Professor, balanciert einen großen Stapel Bücher und loser Blätter vor sich her.
Uuuuoooops! Da bläst ein Windstoß alles durcheinander! Beinahe wären die Bücher Bommel auf den Kopf gefallen!
„Herr Professor“, fragt Bommel, „du weißt doch so viel. Vielleicht kannst du mir erklären, was Liebe ist?“
„Nun ja“, antwortet Maximilian Motte und richtet sich wieder auf,
„schwer zu sagen. Seit Ewigkeiten haben sich die Dichter und Denker mit der Liebe befasst und Tausende Geschichten darüber geschrieben, denn es gibt unendlich viele Formen der Liebe.“
Bommel denkt nach. Welche Formen der Liebe es wohl noch gibt?
Stefan Stinkwanze erneuert gerade sein kaputtes Fenster.
„Alles muss dicht sein!", ruft er, „sonst krieg ich Ärger mit den Nachbarn.“
Bommel hält sich die Nase zu. „Hier stinkt’s aber ganz schön!“
„Genau das ist es, was ich so liebe“, meint Stefan Stinkwanze.
„Schau her!“, sagt er. „Ich bin Pupsweltmeister! Ich liiiebe es zu pupsen! All die Pokale habe ich mir selbst erpupst!“
Bommel schmunzelt. Aha! Wenn man etwas gerne macht, kann man es auch lieben, selbst wenn es stinkt!
Meo, der Mechanikerkäfer, repariert gerade eines seiner Autos.
Er hält Bommel seinen großen Schraubenzieher vor die Nase.
„Gutes Werkzeug kann alles reparieren“, schwärmt Meo.
„Wirklich alles?“, fragt Bommel.
Er krault eine Weile nachdenklich seinen langen Bart.
„Hmm“, schmunzelt er. „Ich nehme es zurück. Nur die Liebe repariert alles.“
Dann pfeift er vor sich hin und schraubt weiter.
Lilli Libelle breitet ihre langen Flügel aus und sonnt sich schläfrig auf ihrer Sonnenblumenterrasse.
„Ach, wie ich Sonnenstrahlen auf meinen Flügeln liebe“, gähnt Lilli selig, „ihre Wärme macht mich ganz glücklich. Ich brauche die Sonne wie die Blumen das Licht.“
Bommel denkt: Man kann die Liebe also spüren. Kann man sie denn auch sehen?
Tante Trudiella Tausendfüßler poliert sich gerade die neunhundertachtundneunzig Schuhe.
Bommel fragt: „Tante Trudiella, du weißt doch ganz bestimmt, wie die Liebe aussieht?“
Trudiella Tausendfüßler sieht auf und lächelt sanft.
Manchmal fragst du dich,
was Liebe ist, wo sie wohl herkommt,
wie sie wohl aussieht, wer sie wohl ist.
Manchmal fragst du dich,
wie fühlt sich Liebe an. Ist sie ganz weich?
Bleibt sie immer gleich? Dreht sie sich im Kreis?
Und fängst sie immer wieder von vorne an?
Liebe ist so wie der Wind,
du kannst sie nicht greifen, du kannst sie nicht halten,
du kannst sie nur spüren.
Liebe ist wie ein Sonnenstrahl,
du brauchst ihre Wärme, du brauchst ihre Nähe;
du brauchst sie wie das Licht.
Aber sehn musst du sie nicht. Liebe ist Liebe.
Manchmal fragst du dich,
was Liebe mit dir macht.
Macht sie dich glücklich? Macht sie dich gross und von innen strak?
Ich sage ja - es ist sonnenklar.
Liebe ist so wie der Wind...
Es ist sonnenklar - es ist Liebe da. Dein Herz wird ganz warm.
Liebe ist... Es ist sonnenklar - es ist Liebe da.
Sie ist immer da.
Liebe ist..
Liebe ist so wie der Wind...
Manchmal fragst du dich, was Liebe ist...
„Danke, Tante Trudiella, jetzt ist es mir sonnenklar!“, strahlt die kleine Hummel Bommel und fliegt glücklich davon.
Nicht, dass Bommel noch zu spät zum Insektenkindergarten kommt!
Da ist auch endlich Ricardo. Ganz außer Atem kommt er angeflattert. Und siehe da: Er hat Teddy unterm Arm!
„Ich hab Teddy am Fenster sitzen sehen. Da bin ich extra noch durch den schmalen Fensterschlitz geflogen, um ihn für dich zu holen.“
„Oh, danke", sagt Bommel froh, „den hab ich schon vermisst!“, und nach einer extragroßen Flügelumarmung drehen sie eine extragroße Hummelrunde – brumm, brumm, brumm – über das Sonnenblumenfeld.
Auf einmal wird Bommels Herz ganz weit. „Weißt du was, Ricardo?“
„Was?“
„Ich hab dich lieb!“
„Ich dich auch, Bommel!“
Bommel und Ricardo halten Teddy ganz fest.
„Dich haben wir natürlich auch lieb, Teddy!“
Allen wird ganz warm ums Herz.
„Endlich weiß ich, was Liebe ist“, seufzt Bommel glücklich.
Ja, jetzt weißt du es, kleine Hummel Bommel, Liebe ist Liebe.
Auf geht’s ins nächste Abenteuer!
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