jetzt drucken

Babuba und die Schmetterlingseinhörner

Eine Geschichte von Johannes Lauterbach mit Illustrationen von Henning Löhlein, erschienen bei FISCHER Kinder- und Jugendbuch.

Toll, da ist er wieder! Babuba sieht genau so aus, wie du ihn kennst: Auf seinem dicken goldenen Fell leuchten viele rote Punkte, und am Bauch hat er seinen großen Beutel. In diesen gemütlichen Beutel kannst du jetzt wieder reinkrabbeln, wenn du mit Babuba zu einem weit entfernten Planeten fliegen willst. Auf eure Reise kannst du auch dein Lieblingsstofftier, eine Kuscheldecke oder ein kleines Kissen mitnehmen.

Mach es dir in Babubas Beutel richtig gemütlich.

Bist du bereit? Dann kann es jetzt losgehen. Wie immer, wenn Babuba startet, streckt er seinen linken Arm in die Luft – zählt bis drei – und wünscht sich dann aus dem Haus hinaus.

Wenn du willst, kannst du mitzählen. Also: Eins, zwei, drei – und los!

Super! Es hat geklappt. Ihr seid aus dem Haus hinausgeflogen und schwebt über den Dächern der Stadt. Babuba fliegt noch eine Kurve um dein Wohnhaus. Du kannst noch mal kurz das Fenster deines Zimmers sehen, und dann seid ihr auch schon unterwegs.

Unter dir siehst du Häuser, Straßen, Autos und Bäume im Mondlicht. Du spürst den Wind in deinen Haaren, und du fühlst dich richtig wohl. Bei Babuba bist du sicher und geborgen. Schon bald habt ihr den Stadtrand erreicht. Unter dir sind jetzt Wiesen mit Bäumen und buschigen Sträuchern.

Kurze Zeit später fliegt ihr über einen Wald. Mitten im Wald liegt ein kleiner, fast runder See.

Ihr fliegt weiter und weiter. Die Landschaft verändert sich. Sie wird immer bergiger. Und schon bald fliegt ihr über hohe Berge. Auf den Bergspitzen liegt teilweise Schnee. Babuba fliegt immer höher. Die Berge unter euch werden jetzt immer kleiner. Ihr steigt höher und höher.

Die Erde liegt jetzt unter euch. Eine große blaue Kugel. Du siehst die blauen Ozeane, die dunklen Kontinente. Von hier oben kannst du es ganz deutlich erkennen: Auf der Erde gibt es viel mehr Wasser als Land.

Ihr steigt immer höher, und auf einmal seid ihr im Weltraum.

Um dich herum sind jetzt viele Sterne: Große und kleine, helle und weniger helle Sterne. Ihr fliegt immer weiter, und du hörst, wie Babuba ruhig ein- und ausatmet und dabei leise brummt.

Das macht er ja immer, wenn er glücklich und zufrieden ist.

Und auch du kannst deinen Atem spüren.

Er kommt und geht, er strömt ein und aus,

ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein.

Er strömt in deine Nasenlöcher rein und wieder raus,

deine Brust hebt und senkt sich,

auch dein Bauch hebt und senkt sich.

Du merkst, wie leicht und schön es ist, auszuatmen

und beim Ausatmen alle Luft loszulassen.

Sie verschwindet einfach im Weltraum.

Ihr fliegt immer weiter, immer weiter durch den Weltraum.

Du atmest ein und aus.

Dein Atem kommt und geht,

und du fühlst dich einfach wohl.

Babuba fliegt jetzt auf einen großen, hell schimmernden Lichtkreis zu. „Der Kreis ist so eine Art Tür zu einer anderen Welt“, erklärt er dir. „Wir können einfach hindurchfliegen, und schon sind wir drüben. Das geht ganz schnell.“ Und kaum hat er es gesagt, seid ihr auch schon in den schimmernden Lichtkreis reingeflogen. Babubas Körper leuchtet kurz auf, dann hörst du ein leises Schlupp-schlupp, und schon seid ihr auf der anderen Seite. Hier sieht alles ganz anders aus: Die Sterne sind bunt. Manche sind rot, andere sind blau oder grün, und es gibt auch silberne Sterne.

Ihr fliegt immer weiter bis zu einem grünen Stern, um den ein großer Planet kreist. Langsam nähert ihr euch dem Planeten. Für Babuba ist das der schönste Planet überhaupt. „Du wirst schon sehen, was ich meine“, sagt er und lacht.

Langsam schwebt ihr hinunter. Du siehst jetzt, dass auf dem Planeten überall Blumen wachsen. Kleine und große. Manche sind sogar so groß wie Bäume. Alle haben wunderbare Blüten in den unterschiedlichsten Farben: rot, grün, orange, blau – wie die Sterne am Himmel.

Nach der Landung krabbelst du aus Babubas Beutel und streckst dich erst mal. Ah, das tut gut. Die Erde unter deinen Füßen ist angenehm warm. „Riech mal“, sagt Babuba. „Ist das nicht klasse?“ Der Duft kommt von den vielen Blumen. Manche duften nach Erdbeeren, andere nach leckerer Schokolade.

Ihr geht ein paar Schritte, und Babuba zeigt dir, dass du die Blumen auch vorsichtig berühren kannst. Das macht Spaß. Denn immer, wenn du eine Blume berührst, dreht sich ihre Blüte zu dir. Das sieht dann so aus, als ob sie dich anguckt und mit dir sprechen will.

Und noch etwas unterscheidet diese Blumen hier von den Blumen auf der Erde: Sie können sich nämlich bewegen. Wenn ihnen ein Platz nicht mehr so gut gefällt oder sie ein bisschen mehr Sonne haben wollen, dann hüpfen sie einfach ein paar Meter weiter. Das geht ganz einfach, denn ihre Wurzeln sind kleine Sprungfedern: Boing, boing, boing …! So hört es sich an, wenn sie loshüpfen: Boing, boing, boing … Manche Blumen spielen sogar Fangen und Verstecken. Dabei haben sie richtig Spaß.

Du siehst auch viele Schmetterlinge. Sie sehen allerdings ein bisschen anders aus als die Schmetterlinge auf der Erde. Sie haben vorne am Kopf nämlich ein kleines Horn. Mit diesem Horn berühren sie ganz sanft die Blumen und sagen: „Hallo!“

Die angestupste Blume öffnet dann ihre Blüte noch ein wenig mehr, so dass die Schmetterlinge den Blütensaft ganz einfach aus dem Blütenkelch trinken können.

Ihr lauft weiter, und nach und nach werden die Blumen immer größer. Manche sind jetzt sogar schon größer als du. Sie sehen fast so aus wie Sonnenschirme am Strand. Je größer die Blumen werden, desto größer werden auch die Schmetterlinge. Manche sind jetzt schon so groß wie ein Stoffteddy oder eine Puppe. Alle sind natürlich superlieb. Staunend gehst du durch den Blumenwald.

Ihr kommt jetzt zu einer wunderschönen weiten Wiese. In der Mitte der Wiese steht eine riesengroße Blume. Ihre Blüten berühren fast die Wolken am Himmel. Den Stamm der Blume umgibt ein sanftes weißes Licht. Du kannst es nur sehen, wenn du ganz genau hinguckst.

„Das ist die Blume des Lebens“, erklärt dir Babuba. „Mit dieser Blume hat das Leben hier auf dem Planeten angefangen. Sie beschützt alle anderen Blumen.“

Ihr geht jetzt zur Blume des Lebens, und als Babuba vorsichtig den Stamm mit seiner Tatze berührt, öffnet sich darin auf einmal eine Tür. Ihr seht einen großen Raum und geht hinein.

Hier im Inneren der Blume leuchtet alles golden. Du guckst dich um, und du merkst, dass du lächelst. Und das ist ganz normal. Hier fühlen sich nämlich alle wohl: Kinder, Erwachsene, auch Tiere. „Hier kann nur Gutes, Schönes und Liebevolles hinein. Deshalb sind alle glücklich in der Blume des Lebens“, sagt Babuba und lächelt zufrieden.

Du siehst jetzt eine schmale Wendeltreppe. Sie führt hinauf, bis zur Spitze der Blume. Babuba nimmt dich an die Hand, und ihr steigt langsam die Treppe hoch. Es sind zwar viele Stufen, aber das macht dir überhaupt nichts aus. Hier im Inneren der Lebensblume wirst du nämlich nicht müde. Im Gegenteil: Mit jeder Stufe, die du hochsteigst, fühlst du dich frischer und ausgeruhter.

Oben angekommen genießt ihr erst einmal den Ausblick. Du siehst die vielen kleinen und großen Blumen unter dir, und da ist auch der Weg, auf dem ihr gekommen seid.

Babuba stupst dich leicht mit seiner Tatze an und zeigt auf einen großen Schmetterling, der sich euch langsam nähert.

„Sie heißt Arta“, erklärt dir Babuba. Boah, so einen großen Schmetterling hast du noch nie in deinem Leben gesehen.

Arta ist ungefähr so groß wie ein kleines Pferd. Ihre großen weißen Flügel haben blaue und rote Punkte.

Wie alle Schmetterlinge auf diesem Planeten hat auch sie ein kleines Horn vorne an ihrem Kopf.

Vorsichtig landet Arta jetzt auf der großen Blüte. Du merkst gleich, dass sie superlieb ist. Mit ihren großen Augen schaut sie dich freundlich an. Zur Begrüßung streichelt Babuba ihr den Kopf. „Wenn du möchtest, kannst du Arta auch mal streicheln“, sagt Babuba. Artas Flügel fühlen sich warm und weich an – so ähnlich wie dein Bettlaken zu Hause am Morgen.

Babuba fragt dich, ob du auf Arta ein wenig fliegen willst. Er verspricht dir, in deiner Nähe zu bleiben. Du steigst auf Artas Rücken und hältst dich vorsichtig an ihrem Horn fest. Es ist fast so, als ob du auf einem Pferd sitzt. Flapp, flapp, flapp, machen Artas große Flügel, als ihr losfliegt. Babuba ist immer ganz dicht bei dir. Auf Babuba kannst du dich wirklich verlassen.

Ihr fliegt immer höher und höher bis zu den Wolken. Dort erlebst du dann eine weitere Überraschung: Mitten in den Wolken wachsen nämlich auch bunte Blumen – oder besser: Sie schweben in den Wolken und sehen in den weißen Wolken richtig cool aus.

Arta fliegt vorsichtig einige Male an den Wolken vorbei, und du spürst ihre kühlende Frische. Wie ein ganz feiner Nieselregen, der deine Haut berührt. Das ist sehr angenehm. Du drehst dich zu Babuba um, und er zwinkert dir zu. Denn auch ihm gefällt es hier oben zwischen all den bunten Blumen in den weißen Wolken.

Arta fliegt mit euch noch ein paar Runden, dann geht es wieder zurück. Babuba kann dir gerade noch zurufen, dass du dich gut festhalten sollst, und schon geht es abwärts. Erst kurz vor der Landung spannt Arta ihre Flügel wieder auf, und ihr landet sicher auf der Wiese vor der Blume des Lebens. Das hat Spaß gemacht. Auch Babuba fand es super.

Zum Abschied möchte Arta dir noch etwas schenken. Du bekommst von ihr ein kleines Stückchen von einer Wolke. Es ist gerade mal so groß wie dein Daumennagel und erinnert dich ein bisschen an Watte. Allerdings ist das Wolkenstückchen leichter, und es fühlt sich auch angenehm kühl an. Das Tolle daran: Wenn du es zu Hause unter dein Kopfkissen legst, dann kannst du richtig gut schlafen und hast viele schöne Träume, erklärt dir Babuba. Du kannst dich gerade noch bei Arta bedanken, bevor sie wieder losfliegt. Denn am liebsten ist Arta in der Luft, hoch oben bei den Wolken.

Für euch ist es jetzt Zeit, nach Hause zu fliegen. Glücklich und zufrieden kletterst du in Babubas Beutel. Wie immer hebt Babuba zum Start seinen linken Arm, zählt bis drei: Eins, zwei, drei – und schon fliegt ihr los.

Du schaust noch einmal zurück und siehst zum letzten Mal die vielen bunten Blumen, die Schmetterlinge mit den Hörnern an ihren Köpfen und die große Blume des Lebens, die fast die Wolken berührt. Es kommt dir fast so vor, als ob sie dir mit ihren Blättern zum Abschied zuwinkt.

Ihr fliegt immer höher, und schon bald ist der Planet der bunten Blumen nur noch ein kleiner Punkt. Ihr seid wieder im Weltraum. Um nach Hause zu kommen, müsst ihr nun wieder durch den großen, hell schimmernden Lichtkreis fliegen. Auch diesmal leuchtet Babubas Körper kurz auf, als ihr durch den Kreis fliegt. Du hörst wieder das leise Schlupp-schlupp, und schon seid ihr auf der anderen Seite – also in dem Teil des Weltraums, zu dem auch die Erde gehört.

Ihr lasst euch jetzt einfach nur treiben in der unendlichen Weite des Weltraums. Das ist sehr beruhigend. Selbst deine Hände sind so entspannt, dass sie sich öffnen und loslassen. In Babubas Beutel ist es kuschlig warm. Angenehm warm.

Die Wärme macht dich schwer und müde.

Spür mal, wie die Wärme dich ganz und gar umgibt

und sich Müdigkeit in dir ausbreitet. Das ist sehr angenehm.

Du atmest ein und aus.

Mit jedem Atemzug wirst du ruhiger, immer ruhiger,

müde und zufrieden.

Du bist ganz ruhig;

angenehm schwer, angenehm warm.

Ganz entspannt, zufrieden und müde.

Dein ganzer Körper ist angenehm schwer;

angenehm warm,

ganz entspannt, zufrieden und müde.

Ihr fliegt weiter und weiter, immer weiter Richtung Erde.

Du bist ganz ruhig und entspannt.

Angenehm schwer, angenehm warm,

ganz entspannt, zufrieden und müde.

Ganz ruhig …

Angenehm schwer, angenehm warm.

Vollkommen entspannt, zufrieden und müde.

Ihr fliegt immer weiter und weiter,

und langsam nähert ihr euch wieder der Erde.

Babuba fliegt noch einen großen Bogen um den Mond, und dann siehst du auch schon die Erde, deine Heimat. Zuerst noch ganz klein, aber die Erde wird schnell immer größer.

Du erkennst die Kontinente, die blauen Ozeane, zum Teil verdeckt von großen weißen Wolken.

Langsam, ganz langsam schwebt ihr hinunter. Du kannst alles schon deutlich erkennen: die Häuser, Bäume, Straßen und Autos im Mondlicht. Und mit einem Mal bist du wieder in deinem Zimmer. Eine supersanfte Landung war das wieder!

Babuba hebt dich aus seinem Beutel und legt dich vorsichtig in dein Bett. Er setzt sich noch mal kurz auf die Bettkante.

Und nachdem er dir fest versprochen hat, dich bald mal wieder zu besuchen, fliegt er zurück zu seinem Heimatplaneten Tum-Tum am Rande der Milchstraße.

„Tschüs, Babuba“, sagst du gähnend und machst die Augen zu. Du freust dich auf deine Träume, denn unter deinem Kopfkissen liegt ja das kleine weiße Wolkenstückchen, das dir Arta geschenkt hat.

Du lächelst, und du weißt, dass alles gut ist.

Ende der Geschichte! Schlaf schön!

Oder noch nicht genug vorgelesen?

Hier findest du weitere Geschichten.

weiterlesen

Lesezeichen hinzugefügt

Du hast für diese Geschichte auf diesem Gerät ein Lesezeichen gesetzt. Wenn du sie das nächste Mal öffnest, kannst du an der markierten Stelle fortfahren.

ok, verstanden