Eine Geschichte von Susanne Weber mit Illustrationen von Monika Filipina, erschienen bei Penguin Junior.
Mit einem lauten „Uaaaaahhh!“ wachte Hase Häppi auf.
Er wackelte mit den Ohren, streckte seine langen Hinterbeine und sprang aus dem Bett.
Ratlos stand er vor seinen Klamotten. Was sollte er anziehen?
Er nahm die rote Mütze. „Nee, heute ist kein roter Tag“, murmelte Häppi und zog sie wieder aus.
Doch auch die gelben Schuhe passten irgendwie nicht zu seiner Stimmung.
Genauso ging es ihm beim Frühstück.
Saftige orangefarbene Möhren? Knackiger grüner Salat?
Hase Häppi konnte sich einfach nicht entscheiden.
Da fiel Häppis Blick auf das Glücksrad, das neben seinem Schrank stand. Gelb, Orange, Rot, Blau, Grün, Schwarz – alle Farben waren darauf versammelt.
Häppi drehte vorsichtig am Rad.
Klack, klack, klack, machte der Zeiger.
Auf einem grünen Feld blieb er stehen.
„Grün! So ein Glück. Grün mag ich.“
Hase Häppi zog sich seine grüne Hose an und hoppelte fröhlich los.
„Hey, da bist du ja!“, rief das Eichhörnchen, als Hase Häppi auf der Wiese erschien. „Wollen wir Kastanien kicken?“
„Geht nicht“, sagte Häppi. „Heute ist ein grüner Tag! Heute hüpfe ich mit dem Grashüpfer um die Wette.“
„Auf die Plätze, fertig, los!“
Der Grashüpfer flog förmlich durch die Luft.
Doch Häppi mit seinen langen Hinterbeinen war größer und damit auch schneller.
„Gewonnen!“, japste er. „Jetzt brauche ich erst mal Frühstück.“
Und der Salat aus frischem Gras mit Kräutern schmeckte wunderbar.
Am nächsten Tag konnte Hase Häppi es kaum erwarten, am Glücksrad zu drehen. Gespannt beobachtete er den Zeiger.
Hielt er wieder bei Grün?
Nein, diesmal war es ... Schwarz!
„Na gut“, sagte Häppi. Er mümmelte eine Schwarzwurzel und ging dann zurück ins gemütliche Bett.
Als es Abend wurde, stand Häppi wieder auf. Er suchte seine schwarze Sonnenbrille und hoppelte los.
„Ganz schön dunkel!“, rief ihm das Eichhörnchen zu. „Willst du zu mir zum Abendessen kommen?“
„Geht nicht!“, winkte Hase Häppi. „Heute ist doch Schwarz. Vielleicht morgen?“
„Huhu, hier bin ich!“ Eine kleine Fledermaus flatterte um Häppi herum. „Spielen wir Verstecken?“
Schon war die Fledermaus verschwunden.
Häppi guckte sich um, aber er sah nichts.
Er stellte seine langen Ohren auf und lauschte.
Und tatsächlich hörte er die Fledermaus!
„Hab dich“, rief er lachend.
Dann war Häppi dran mit Verstecken.
Es war eine tolle Nacht!
Klack, klack, klack.
Das Glücksrad hörte gar nicht mehr auf, sich zu drehen.
Die Farben wirbelten nur so vor Häppis Augen.
„Blau.“
Hmm, so richtig hatte Hase Häppi keine Lust auf Blau.
Ob er einfach noch mal drehen sollte?
Er überlegte, aber irgendwie schien es ihm nicht richtig.
„Tja, dann ist heute wohl ein blauer Tag.“
Häppi schnappte sich seinen blauen Schal und hoppelte los.
„Guten Tag“, sagte der Pfau. „Einen schönen Schal hast du. Wollen wir Räder schlagen?“
Im Räderschlagen war Hase Häppi gar nicht gut.
Er probierte es immer wieder, aber seine Ohren waren einfach zu lang und beim Herumwirbeln ständig im Weg.
Häppi setzte sich zwischen die Kornblumen und sah dem Pfau beim Räderschlagen zu. Kastanienkicken würde jetzt sicher mehr Spaß machen, dachte er und mümmelte ein paar Blaubeeren.
Am nächsten Morgen stand Hase Häppi vor seinem Glücksrad.
Er drehte — und drückte beide Pfoten. Bitte, bitte, bitte ... Orange, dachte er.
„Orange! Endlich!“, jubelte Häppi.
Fix zog er sein orangefarbenes T-Shirt an und schnappte sich eine Möhre frisch aus dem Beet.
Lecker!
Er konnte es kaum erwarten, mit dem Eichhörnchen Kastanien zu kicken.
Doch im Garten war weit und breit kein Eichhörnchen zu sehen.
So hatte sich Häppi einen orangen Tag aber nicht vorgestellt!
Am Tag darauf schubste Hase Häppi das Glücksrad ganz besonders doll an.
Die Farben wirbelten und wirbelten und vermischten sich zu einem bunten Kreis.
In Häppis Kopf wirbelten die Gedanken umher.
Sollte er wirklich jeden Tag das Glücksrad entscheiden lassen? Konnte er nicht auch mal mit dem Eichhörnchen Räder schlagen oder mit dem Pfau kicken?
„Heute ist ein bunter Tag“, entschied Hase Häppi.
Er schnappte sich Hose, Mütze, Schuhe, T-Shirt, Schal und Sonnenbrille — und noch bevor das Glücksrad zum Stehen kam, hoppelte er los.
„Wie siehst du denn aus?“, staunte der Pfau.
„Bunt!“, war Häppis Antwort. „Wollen wir kicken?“
„Wie denn?“, fragte der Pfau. „Wo denn?“
„Komm mit zum Eichhörnchen, dann zeigen wir es dir!“
Auf dem Weg begegneten sie dem Grashüpfer.
„Ich bin auch dabei“, sagte der.
Zum Glück war das Eichhörnchen zu Hause.
„Wie wär’s mit Kicken?“, fragte es.
„Ich bin im Tor“, schlug der Pfau vor und stellte seine Federn auf.
Zu viert machte das Kastanienkicken noch mehr Spaß!
Danach schlugen alle Räder und diesmal klappte es auch bei Hase Häppi ganz gut.
Als es dunkel wurde, kam noch die Fledermaus dazu, und sie spielten zusammen Verstecken.
Dann gab es Obstsalat für alle.
„Ich liebe bunte Tage“, sagte Häppi zufrieden.
Von nun an waren alle Tage bunt.
Aber nur manchmal, wenn Hase Häppi überhaupt nicht wusste, was er essen oder anziehen wollte, drehte er doch noch mal am Glücksrad ... und ließ sich überraschen.
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