Eine Geschichte von Michael Engler mit Illustrationen von Martina Schachenhuber, erschienen bei arsEdition.
Als es klingelt, spielt Milla spielt gerade mit Papa.
„Ah, endlich!“, ruft er und öffnet die Tür.
Ein Kurier bringt einen großen Karton.
Noch im Flur öffnet Papa den Karton. Es raschelt und knistert. Dann hebt er eine Mikrowelle heraus.
„Augenblick“, sagt er zu Milla.
Der Karton ist groß. Damit kann man bestimmt ganz viel machen.
Milla geht näher heran, dann steigt sie hinein.
Schon verwandelt sich der Karton in ein Schiff, mit Segeln und glänzendem Holz. Der Boden wird zum See, dunkel und geheimnisvoll …
Ein Otter schwimmt heran und spritzt Milla nass, da muss sie lachen und legt sich auf den Rücken. Weit über ihnen schweben Wolken am Himmel. Oh, wie gerne wäre sie jetzt da oben.
Schon schwebt sie in einem Ballon davon. Es schaukelt und die Luft schmeckt nach Tannen. Zwei Vögel setzen sich auf den Ballon und pfeifen ein Lied.
Wie klein da unten alles ist! Der See sieht aus wie eine Pfütze. Und ein Segelboot wie ein Spielzeug.
Ein glänzender Streifen leuchtet in den Feldern. Das ist ja eine Eisenbahn! Oh, wie gerne wäre Milla jetzt da unten.
Schon saust sie in der Lok durch die Felder, vorbei an Bauernhöfen und Bäumen, erste Häuser tauchen auf. Das ist ja die Stadt, in der Milla wohnt! Sie erkennt eine Brücke, ein Hochhaus und die Kirche. Da ist auch schon das Haus, in dem ihre Wohnung ist. Milla kann sogar Papa in der Küche sehen. Der ruft ganz laut: „Mittagessen ist fertig!“
„Schon?“, denkt Milla.
Nach dem Mittagessen schläft Milla in ihrem Zimmer. Doch den Karton hat sie nicht vergessen. Sie träumt sogar von ihm.
So sehr freut sie sich, gleich wieder mit ihm zu verreisen.
Doch als sie aufwacht, ist der Karton weg! Und Papa weiß auch nicht, wo er ist.
Milla spürt einen Kloß im Hals, sie merkt wie ihr Herz heftig schlägt.
Der Karton ist nicht in der Küche und auch nicht im Wohnzimmer. Der Karton ist nicht im Bad und auch nicht auf dem Schrank.
„Das kann doch gar nicht sein!“, wundert sich Papa.
„Aber er ist weg!“, schluchzt Milla.
„Wer ist weg?“, fragt Mama.
„Mein Wunderkarton“, antwortet Milla.
„Ach, deshalb war er so schwer“, murmelt Mama.
Dann kniet sie sich zu Milla und erklärt: „Den habe ich aus Versehen in den Keller gestellt. Sollen wir ihn wieder hochholen?“
Milla läuft mit Mama die vielen Stufen hinab.
Da steht er! Ihr Wunderkarton! Zwischen Kisten mit Papier, Büchern und alten Blumenvasen.
Schnell tragen sie den Karton wieder nach oben.
Als Milla in den Karton klettert, entdeckt sie am Boden eine Feder.
„Wo kommt die denn her?“, fragt Papa.
„Von den Vögeln“, antworte Milla.
„Und wohin geht die nächste Reise?“, will Mama wissen.
„Dahin, wo es schön ist“, flüstert Milla.
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ok, verstanden