Eine Geschichte von Anne Ameling mit Illustrationen von Elias Linnekuhl, erschienen bei ellermann im Dressler Verlag.
Becky und Jakob sind richtig gute Freunde. Heute hat Becky Jakob ihr Lieblingsbuch ausgeliehen. Es heißt »Weltraumreise«, und in der Mitte hat es eine tolle Rakete zum Ausklappen.
Zu Hause faltet Jakob die Rakete auf dem Boden auseinander, setzt sein Monsterchen darauf und stellt sich vor, wie schnell es durchs All saust. Als er zum Fußball muss, lässt Jakob alles liegen, um später weiterzuspielen.
Doch nach dem Training passiert ihm etwas Schreckliches. Jakob versucht, seine Stutzen auszuziehen. Er hopst im Zimmer herum und zerrt an der linken Fußballsocke.
Dabei tritt er auf die Rakete.
Ritsch.
Ein Riss zieht sich durch die Pappe.
„Oh nein“, ruft Jakob.
Becky wird furchtbar wütend werden! Und dann ist sie vielleicht nicht mehr seine Freundin …
Er überlegt. Wenn er nichts sagt, merkt sie vielleicht erst später, dass das Buch kaputt ist, und denkt, ihre Katze hätte das gemacht.
„Ich lege das Buch in dein Fach“, sagt Jakob am nächsten Tag im Kindergarten zu Becky.
„Nein, gib her“, antwortet Becky. „Ich wollte Chloé noch die Rakete zeigen.“
Jakob wird heiß und kalt zugleich.
„Kommst du erst mit nach draußen?“, fragt er schnell.
„Na gut“, sagt Becky.
Sie spielen auf dem Spielhügel Ritterburg, und Jakob denkt nicht mehr an das kaputte Buch. Erst als sie hereingerufen werden, fällt es ihm wieder ein. Wenn es doch einfach verschwinden würde!
Beim Mittagessen pickt er lustlos in seinen Nudeln herum. Danach möchte Pia, die Erzieherin, ihnen etwas vorlesen. „Ich habe mein Weltraumbuch dabei“, ruft Becky. „Das können wir uns anschauen.“
„Gute Idee!“, sagt Pia.
Jakob wäre nun am liebsten ganz weit weg. Pia liest die ersten Seiten vor und klappt dann die Rakete auseinander. Alle sehen den hässlichen Riss.
Becky schreit auf.
„Jakob!“, ruft sie. „Du hast mein Buch kaputt gemacht!“ Sie funkelt ihn wütend an. „Du bist so gemein!“
Jakob beginnt zu weinen.
„Stimmt das?“, fragt Pia ihn.
Jakob kriegt keinen Ton heraus. Jetzt weint auch Becky. „Warum hast du das gemacht?“, schluchzt sie.
Pia hebt das Buch auf.
„Kommt mal mit in den Bastelraum, ihr zwei“, sagt sie. Dort nimmt sie etwas Leim und einen Papierstreifen. Sorgfältig klebt sie den Riss zusammen.
Stumm schauen die beiden Kinder ihr zu.
„So“, sagt Pia plötzlich. „Was ist denn passiert, Jakob?“
Jakob holt tief Luft. Er schämt sich so. „Das habe ich nicht extra gemacht. Ich bin aus Versehen auf die Rakete getreten. Ich wollte nicht, dass sie kaputtgeht.“
Pia zeigt ihnen die geklebte Rakete. Von vorne sieht man kaum noch, dass sie kaputt war.
Doch Becky sagt traurig: „Die Rakete sieht anders aus als vorher.“
Jakob tut es so leid. Da hat er eine Idee.
„Pia, darf ich etwas Pappe haben? Ich mache eine neue Rakete für Becky.“
Pia gibt ihm ein riesiges Stück Pappe. Jakob malt die Rakete auf. Sie ist fast so groß wie er selbst. Becky setzt sich langsam neben ihn. Irgendwann nimmt sie einen Stift und malt zwei Astronauten auf die Rakete. Der eine hat Zöpfe, wie Becky.
„Können wir wieder Freunde sein?“, fragt Jakob.
Becky guckt ihn böse an. Aber nur kurz. Dann lacht sie.
„Waren wir doch die ganze Zeit.“
Sie schneiden die Rakete zusammen aus und fliegen damit einmal zum Mond und zurück.
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